Dienstag, 31. Mai 2016

Vino!

 
 
Gute Nachricht: keine Wühler und Raschler 😊 Das lag daran, dass die Herberge erst um 6.30 Uhr aufgemacht hat. Tolle Idee, wie ich finde.
Somit fing der Tag und die Wanderung entspannt um 7 Uhr an. Das Wetter versprach gut zu werden. Zumindest sah es nicht nach Regen aus. Von Ponferrada habe ich gestern nicht mehr viel gesehen. Ich hatte irgendwie keine Lust mehr in die Stadt zu gehen. Die Herberge hatte einen großen Garten. Ein Brasilianer spielte auf der Gitarre. Ich setzte mich auf die Bank, genoss die Sonne und lauschte der Musik.
 
Im ersten Ort gab es ein super Frühstücksangebot. Für nur 2,50 Euro einen Café , frischen Orangensaft und zwei Scheiben Toast. Lecker.
 
In den letzten Tagen habe ich so viele Störche gesehen. Heute saß auch auf jeder Kirche wieder mindestens eine Familie. Gegen Mittag traf ich eine Bulgarin und einen Irländer. Die beiden saßen vor einer Weinfabrik. Daneben sah ich ein Schild „ Weinprobe und Tostada 1,50 Euro“. Sie winkten mich ran. Ich schaute kurz auf die Uhr- 11 Uhr… mh egal, irgendwo auf der Welt ist es jetzt schon nachmittags 😉🍷
Passend zu meinem „Mittag“ lief ich heute wieder durch endlose Felder mit Weinreben. Hier sehe ich sogar mehr als damals in Rioja. Die Bauern sind alle auf ihren Feldern und besprühen die Reben. Nix mit Bio.
 
 
 
 
Gegen 13 Uhr knallte die Sonne. Obwohl ich heute nur 24 Kilometer habe, zog sich der Weg unglaublich in die Länge. Endlich in Villafranca angekommen fanden die Bulgarien Viliana  (ich habe sie auf dem letzten Stück aufgegabelt ) und ich eine nette Unterkunft in einem Kloster. Alles ist sauber und urig. Wir haben sogar Einzelbetten. Nur die Herbergsmutter ist ein totaler Drachen. Die ganze Zeit keift sie etwas auf Spanisch rum. Die Rucksäcke VOR das Bett, nicht daneben. Ich und meine 9 Zimmerkameraden machen uns schon über sie lustig. Natürlich erst wenn sie den Raum verlässt. Die Frau hat Haare auf den Zähnen. Ich bin mir sicher, dass sie einen ohne zu überlegen vor die Tür setzen würde 😂
 
 
Eben ist Anna aus Rumänien eingetrudelt. Sie hat erst in Leon angefangen zu wandern. Ich habe sie in Astorga kennengelernt. Sie hat um beide Beine eine Bandage. Die Arme. Ich habe ihr erstmal etwas von meiner Schmerzcreme gegeben. Sie muss auch am 8.6 in Santiago ankommen.
So das wars für heute 😉
 
Distanz: Ponferrada- Villafranca 24 Kilometer
 
Bis denn ✌

 

 

 

 

 

 

 

3°c, Nebel und tolle Aussichten


Heute gibt es mal wieder ein paar mehr Bilder. Es war landschaftlich einer der schönsten Wandertage. Leider können Bilder und Beschreibungen nicht die volle Pracht der Natur wieder geben, aber ich werde es versuchen 😊

Gestern habe ich in der Kirche übrigens noch Moni wieder gesehen. Ich dachte ich guck nicht richtig. Moni, Finn und ich hatten uns in Orrison in der ersten Nacht ein Zimmer geteilt. Ich hatte sie seit der Pyrenäenüberquerung nicht mehr wieder gesehen. Nach der Messe sind wir dann gleich erstmal in eine Bar verschwunden um uns auszutauschen. Moni hat eine ganz besondere Art des Pilgerns : Einzelzimmer und Bus. Ihr Leitspruch ist : einen Scheiß muss ich. Ich musste herzlich lachen. Nun ja, jeder geht\fährt seinen eigenen Weg 😉

Nun zu heute. Ich konnte richtig gut schlafen. Sogar ohne Ohrstöpsel. Die beiden Engländerinnen haben noch Frühstück vorbereitet und dann ging es gegen 7 Uhr los. Es waren sage und schreibe 3°c. Ich zog mir alles an was ich hatte. Zwiebelprinzip. Man konnte auf Grund des ganzen Nebels die Bergspitzen nicht sehen. Bis auf 1600 Höhenmeter geht es hoch. Mh , das kommt mir doch bekannt vor 😁 Nur laufen sich die Schritte jetzt viel leichter als noch vor 2,5 Wochen.

 
 
 


Ich merkte schnell, dass es nun wieder richtig bergig wird. Das war aber nicht weiter schlimm. Die flachen Wege wurden schon etwas langweilig. Da es gestern stark geregnet hatte, ist aus Teilen des Weges ein Fluss geworden. Einen richtigen Weg würde ich das nicht nennen. Da packen sich bestimmt einige…



Nach ungefähr zwei Stunden erreichte ich das Cruz Del Ferro. Hier legt man symbolisch einen Stein nieder, der für die eigenen Sorgen und Lasten steht. Ich hatte meinen vor den Pyrenäen mitgenommen. Viele Pilger haben einen aus der eigenen Heimat mitgebracht. Zusammen mit dem dichten Nebel hatte dies schon eine mystische Atmosphäre. Da lag er nun. Zwischen den 1000en anderen Steinen. Einige waren beschriebenen. Ich musste grinsen als ich einen Stein sah auf dem Stand „ einen Scheiß muss ich“.



Beim Abstieg kam endlich die Sonne raus. Nicht nur die Menschen genossen das, auch der ein oder andere 4 Beiner machte nun Siesta in der Wärme. Die Dörfer haben hier extrem viel Charme. Alte Steinhäuser mit viel Liebe zum Detail und blumenbesetzte Gärten. Heute habe ich auch meinen ersten Pilgeresel gesehen. Gehört habe ich schon von einem Ungaren , der sich in Frankreich einen Esel gekauft hat. Hier bleibt einem leider oft nichts anderes als Zelten übrig.



 
 

 

Heute habe ich meinen neuen Rekord aufgestellt- 34 Kilometer 😁 Den Beinen geht es sogar soweit gut. Ich bin nur ziemlich müde nach der fast 9 stündigen Wanderung. Ich übernachte wieder in einem Donativo. Ich habe wieder viele Radpilger in meinem Zimmer. Wühler und Raschler, ich wette mit euch 😄
 
 

Bis dann ✌

 

Ausgaben:

Herberge 5 Euro Spende

Einkauf 3,40 Euro

Wäsche waschen und trocknen 6 Euro

Café con leche und Saft und Sandwich 8 Euro

 

Distanz: Rabanal Del Camino – Ponteferrada 34 Kilometer

 

 
 

Sonntag, 29. Mai 2016

Ein Hoch auf die Donativos!


Heute früh ist mir etwas merkwürdiges passiert. Als ich gegen 6 Uhr aufgewacht bin, war ich die letzte die noch im Bett lag. Vor zwei Wochen wäre ich fixteufelswild aufgesprungen und hätte mich fertig gemacht. Jetzt blieb ich aber noch kurz liegen und fing dann langsam an meine Sachen zusammen zu packen. Heute stand mir ein schön kurzer Tag bevor- 20 Kilometer, ein Katzensprung.

Gestern Nachmittag saß ich zusammen mit ein paar anderen Pilgern gemütlich vor dem Kamin. Wir halben geschnattert, Wein getrunken und Chips gegessen. Das war schön gemütlich.

Heute war ein einfacher Wandertag. Alle 5 Kilometer kam ein kleiner Ort. Das hieß natürlich Kaffeepause. Auf der letzten Hälfte regnete es wieder ein wenig. Ich höre immer wieder, dass es aktuell ziemlich kühl für diese Jahreszeit ist. Heute müssen es so um die 15 Grad gewesen sein. Zum Wandern ist es ganz angenehm, aber wenn die Sonne weg ist, kann man nicht lange draußen sitzen.

 
 

 
 
 
Wie schon seit gestern geplant, steuerte ich gleich das Donativo in meinem Zielort an. Auf dem Jakobsweg gibt es verschiedene Unterbringungsmöglichkeiten. Es gibt eine große Anzahl an Privatherbergen. Diese werden, wie der Name sagt, von einer oder mehreren Privatpersonen geführt. Hier kann man Glück haben, dass man auf eine trifft, die nicht nur profitorientiert ist. Oftmals werden die Pilger hier aber ausgenommen. Dann gibt es noch die staatlichen – die Muncipals. Diese haben den Zweck, dass möglichst viele Menschen untergebracht werden sollen. Oft haben die Muncipals 100 Betten oder mehr. Da sie staatliche Einrichtungen sind, sind die meisten von Ihnen sauber. Komfort und Liebe im Detail findet man aber selten. Natürlich gibt es eine Vielzahl von Hotels und Pensionen. Meine liebste Übernachtungsmöglichkeit sind allerdings die Donativos (Spenden) . Sie werden ausschließlich von Freiwilligen betrieben, die in der Regel nicht länger als 2 Wochen in ein und derselben Einrichtung arbeiten. Diese Freiwilligen müssen alle schon einmal den Camino gegangen sein. Man wird mit einer großen Herzlichkeit begrüßt und behandelt. Es gibt keinen Festbetrag sondern man gibt eine Spende. Hier ist ab und an sogar das Frühstück oder das Abendessen dabei. Das Schöne an den Donativos , den Muncipals und den kirchlichen Einrichtungen, dass man sie nicht reservieren kann. Ich treffe jeden Tag Pilger, die sich den Tag zuvor schon eine Privatherberge reservieren. Sie fahren teilweise die Strecken mit dem Bus oder Taxi ab und gehen dann in ihre reservierte Herberge. Tag für Tag. Das nervt dann schon, wenn man selbst nach 25-30 Kilometern keinen Platz mehr bekommt. Deswegen ein Hoch auf die Donativos!
 
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Die Herberge heute ist wirklich sehr gemütlich. Die zwei Freiwilligen älteren Damen sind aus England und sehr bemüht, dass es uns gut geht. Es gab sogar frische Kopfkissen. Ja, man freut sich hier auch über Kleinigkeiten. Gleich ist noch eine kleine Messe in der örtlichen Kirche. Die Gesänge sollen toll sein. Ich schau mir das mal an.

So, das war es für heute 😉

 

Ausgaben:

Herberge 5 Euro

Einkauf (Hab wieder selbst gekocht) 4,50 Euro

Cafés und Orangensaft 5 Euro

 

Distanz: Astorga – Rabanal de Camino 20 Kilometer

 

Bis denn ✌

 

 

Samstag, 28. Mai 2016

Regen, Spuckerei und Fußball

Um 5.45 Uhr startete mein "Spaziergang" heute. Es war noch dunkel. Ich habe für mich festgestellt, dass ich nicht gern im Dunkeln laufe. Gefühlt habe ich 100 Schnecken in der ersten halben Stunde zertreten. Die Dinger sind auch wirklich überall. Der Wetterbericht sagte gestern ab 11 Uhr Regen an. Das ist der Grund warum es heute so früh los ging. Nach dem Sonnenaufgang sah es eigentlich ganz klar am Himmel aus... abwarten.


Gestern habe ich noch eine sehr nette Ungarin - Linda- beim Abendessen kennengelernt. Das Essen war übrigens super im Gegensatz zu den üblichen Pilgermenüs. Linda und ich haben nach ca. 12 Kilometern Frühstück miteinander gegessen. Ich bestellte mir eine Empanda (Teigding gefüllt mit Tunfisch und Käse ) - großer Fehler wie sich herausstellen sollte. Im gleichen Ort gab es eine große römische Brücke. Fotostop.



 
Nach einer weiteren Stunde dunkelte der Himmel zu. Oh nein, dann hatte der blöde Wetterbericht doch Recht. Die haben doch sonst nie gestimmt. Zu allem Überfluss wurde mir von einer Sekunde auf die andere speiübel. Der blöde Fisch muss schlecht gewesen sein. Ich bin gerade durch die letzte Ortschaft durch. Toilette also Fehlansage. Ich schaute mich um, überall waren Pilger. Es hilft nichts, ab in den Busch und raus damit. Die anderen schauten mich mit einem Mix aus Enkel und Mitleid an. Ich setzte allerdings den Blick auf  "sprich mich bloß nicht an" . Nun ja, schien zu helfen. Alle liefen weiter. Nach ungefähr einer halben Stunde war zum Glück wieder alles ok. Nun brach der Himmel auf. Es regnete aus Eimern. Die staubtrockene Straße, auf der ich lief, wurde zu einem matschigen Teppich. Der Modder blieb an meinen Schuhe kleben. Gefühlt hing an jedem Fuß ein Kilo. Es dauert nicht lang bis meine Hose komplett durchnässt war. Nach einer weiteren Stunde tauchte Astorga endlich am Horizont auf. Freude machte sich breit. Es hörte endlich auf zu regnen. Es roch überall nach nassem Grass. Am Wegesrand steht überall dieser wilde Lavendel. Ich zupfte ab und an welchen ab und zerieb in zwischen den Fingern. Ich liebe Lavendel !





 
Endlich angekommen. Man merkt gleich wieder, dass man in einer großen Stadt ist. Alles ist teurer. Die Herberge ist zwei Euro teuer als es im Führer steht und fürs Wäschewaschen und Trocken wollen die 8,50 Euro 😒 Egal, ich teile es mir mit Linda. Dazu kommt, dass die blöden Touris die ganze Zeit Fotos von uns Pilgern machen- das nervt. Ich bin dann etwas durch die Stadt geschlendert. Ich erspare euch aber ein weiteren Kirchenbild 😉
Im Supermarkt habe ich mir etwas zum kochen für heute gekauft und Zutaten für ein Sandwich morgen. Eine Tafel Schokolade und eine Flasche des lokalen Weines mussten auch sein 😇
Ich wurde glaube ich gerade überredet nachher Fußball zu gucken. Irgendwelche Mannschaften aus Madrid spielen gegeneinander. Alle sind schon aufgeregt. Mal sehen ob ich durch halte...

Ausgaben:

Herberge 10 Euro
Einkauf  7 Euro
Ekelfrühstück 4 Euro

Distanz: Villar de Mazifre - Astorga 33 Kilometer

Stimmung: super

Bis denn ✌

Freitag, 27. Mai 2016

Das Leben ist schön

Ich habe 10 Stunden geschlafen. Unglaublich aber wahr. Es war ein wirklich tolles und prägendes Erlebnis bei den Nonnen zu schlafen. Die älteren Damen strahlen eine unglaubliche Herzlichkeit aus. Gut erholt ging ich zum Frühstück. Als ich in den Raum kam strahlten meine Augen. Ein gemütlich hergerichteter Raum mit einem (für spanische Verhältnisse) ausgiebigem Frühstück. Orangensaft, Kaffee, Baguette, Butter, Marmelade, Frischkäse ... lecker.



Auf dem Weg aus Leon habe ich noch ein paar schöne Bauwerke gesehen. Vor der Basilika war ein Blütenmeer. Es hat so toll gerochen. Nach einer Stunde war es Zeit für einen weiteren Café con leche. Ich taufte heute auf den Namen Klo con leche. Mir ist nämlich aufgefallen, dass es nicht nur meine Taktik ist einen Alibi - Kaffee zu bestellen, um das örtliche Klo benutzen zu dürfen. Die Toiletten in den Herbergen sind meist sehr hellhörig. Nichts für mich. Deswegen geht es nach den ersten 3-5 Kilometern erstmal in ein Café um "einen Kaffee zu trinken".
Zu viel Information? Sorry 😁☕🚽
Auf jeden Fall stand nach meinem Toilettenbesuch ein Kaffee mit Herzhaube und ein gratis Stück Kuchen vor meinem Platz. Der Besitzer lächelte mich freundlich an und wünschte mir einen Buen Camino. Nett, oder?


 



Der Weg lief sich heute ziemlich gut. Es war zwar wieder etwas warm, aber es war schön mal nicht die ganze Zeit auf einer viel befahrenen Straße zu laufen. Überall waren Korn- und Mohnblumen. Wieder diese herrlichen Farben. Ich könnte schwören, dass hier alles farbintensiver ist als zu Hause. Über einem Feld flogen 5 Störche wie Adler auf der Suche nach Beute. So was habe ich noch nicht bei einem Storch beobachtet. Ich war heute sehr achtsam und aufmerksam für Kleinigkeiten. Seitdem die Erkältung weg ist und mir die Beine nicht mehr so weh tun, nehme ich meine Umgebung irgendwie noch intensiver wahr. Ich stelle freudig fest: das Leben ist schön ☀🌼

 

Morgen werde ich versuchen nach Astorga zu kommen. Das sind 31,5 Kilometer. Ich mache mir aber keinen Stress. Mal schauen wie ich mich fühle. Nachher esse ich seit langem Mal wieder ein Pilgermenü. In der Unterkunft hier gibt es kein Fleisch. Sie wird von einem ehemaligen Physiotherapeuten betrieben. Das hat mich neugierig gemacht.
Ich treffe immer mehr Leute, die in Leon oder Burgos ihren Marsch angefangen haben. Ich spüre innerlich dann immer einen großen Stolz. Sage aber natürlich nichts. Jeder macht soviel er kann!


Ausgaben:

Herberge 8 Euro
Pilgermenü inkl Getränke 9 Euro
Frühstück war inklusive
Café con Klo 1,20 Euro

Distanz: Leon- Villar de Mazifre 21,5 Kilometer

Song des Tages: James Bay - when we were on fire


Bis denn ✌


Donnerstag, 26. Mai 2016

Alles Nonne oder was?

 

Ach war das eine erholsame Nacht. Ich wäre am liebsten noch liegen geblieben, aber Leon ruft ja nach mir. Um 6.30 Uhr ging es somit los. Die Sonne ging mal wieder hinter mir auf. Ein mittlerweile vertrauter Anblick. Nur die Kulisse ist jedes Mal eine andere. Die ersten 2-3 Stunden sind mir immer die liebsten. Es ist alles so schön ruhig und friedlich. Meistens ist es auch noch angenehm kühl und die Beine sind leicht.
 


 
 
Nach ca. einer Stunde gab es lecker Frühstück. Eigentlich wollte ich nur einen Kaffee, aber für einen schmalen Taler gab es noch einen frisch gepressten Orangensaft und zwei Toast. 😋
 
 
Auch heute war die Strecke leider nicht die schönste. Meistens ging es an Straßen vorbei. Irgendwie fehlt mir die Idylle von Navarra und Rioja. In der Nähe von einem kleinem Fluss, gaben mir zwei routinierte Pilger Hoffnung. Nach Leon, in Galizien, soll es landschaftlich wieder sehr attraktiv werden.
 
                                      
   
Und wieder ging es durch ein Industriegebiet durch. Die miefige Luft in Kombination mit der Sonne waren etwas unangenehm. Doch nun sind wir ( Horst hat sich auch eingefunden ) endlich in Leon angekommen. Tolle Stadt. Kleine verwinkelte Gassen und der Duft von frischem Brot und gemahlenen Kaffeebohnen. Wir haben eine ganz tolle Unterkunft in einem Schwesternwohnheim gefunden, welches von Nonnen betreut wird. Das Doppelzimmer kostet nur 25 Euro inkl. Frühstück. Natürlich haben wir zugeschlagen. Ich bin fürchterlich Stolz auf mich, dass ich den Nonnen auf Spanisch klar machen konnte was wir wollten. Plus ich habe noch einer Waschmaschine gefragt 😁



 
 
 


 
 
 
 
Heute bin ich unglaublich k.o. Ich werde sicherlich nicht älter als 8 Uhr. Schade eigentlich in so einer tollen Stadt. Einen Kater kann ich mir in keinem Fall erlauben. Mir erzählte eine Freundin, die ebenfalls den Jakobsweg gelaufen ist, dass sie mit Ihrer Freundin einen Tag nur 5 Kilometer geschafft hat. Auf diesen wenigen Kilometern wurde sich glaube ich mehrfach entleert. Schon die Vorstellung daran ist Abschreckung genug für mich. 😂
 
Ausgaben:
 
Frühstück 3,90 Euro
Unterkunft 12,50 Euro
Abendessen inkl. Getränke 12 Euro
 
Distanz: Religios - Leon 25 Kilometer
 
Bis denn ✌


Ein neuer Weggefährte


Heute bin ich ganz stolz auf mich. Soviel schon mal vorweg.

Gestern waren viele italienische Radpilger in der Herberge. Radpilger unterscheiden sich zu Fußpilgern meist in ihrer Übermotivation. Meistens klingelt schon um 4.30 Uhr der erste Wecker. Das wäre ja nicht so schlimm, wenn sie dann kurz danach weg wären. Aber nein, unter Ihnen gibt es die sogenannten Wühler. Genannte Spezies kramen Sachen aus ihrem Rucksack und wieder ein. Meistens bis zu einer Stunde. Natürlich ist alles in Plastikbeuteln verpackt. So wird aus dem Wühler ein Raschler . Die Radfahrer sind in meinen Augen die Egomanen der Pilgerei. Manchmal kommen sie mit einem Affenzahn von hinten angepest und rufen von welcher Seite sie kommen. Da kommt es sicherlich zu dem einen oder anderen Zusammenstoß.

Ich konnte es schon nach den ersten Schritten fühlen- heute wird ein guter Tag. Der gestrige Tag hatte sich erst befremdlich angefühlt (und das tut es immer noch ), da ich nicht ein bekanntes Gesicht gesehen habe. Ich gewöhne mich so schnell an Menschen… nun geht es nochmal von vorne los. Nach 30 Minuten polterte Horst in mein Leben. Horst kommt aus Bayern, ist Mitte 50 und erinnert mich in seinem Wesen ganz stark an meinen Vater. Wir waren sofort auf einer Wellenlänge. Während der 32 (!) Kilometer erzählten wir uns aus unserem Leben. Oft musste ich schlucken, weil er so viele Schicksalsschläge schon erleiden musste. Frau, Vater, Bruder und noch diverse andere Verwandte tot. Nach 23 Jahren vom Betrieb gekündigt und nun arbeitslos. Zu Hause hat er gesundheitliche Wehwehchen und hat seinem Orthopäden nichts vom Jakobsweg erzählt 😉 Hier hält er aber durch und ist begeistert, was sein Körper so leisten kann.

 

Die Strecke war weniger spektakulär, aber die Farben der Blumen auf den Feldern ist atemberaubend. Die Mohnblumen haben hier ein viel kräftigeres rot und einige Blumen sind dunkel lila getränkt.


 
Die Herberge ist schön und sauber. Sogar eine große Küche. Da habe ich gleich erstmal für Horst und mich gekocht 😁🍝


 
Morgen bin ich schon in Leon. Frohen Leichnamen wird hier wohl ziemlich groß gefeiert. Da bin ich mal gespannt.

 

Ausgaben :

Herberge 5 Euro

Essen und Trinken 3 Euro ( Rest hatte ich gestern  gekauft )

Café con leche 1,20 Euro

 

Distanz: Sahagun – Religios 32 Kilometer 😃

 

Bis morgen ✌