Montag, 6. Juni 2016

Pilgertouristen mit Plastikbeuteln

 

 

 

Woran erkenne ich einen Pilgertouristen?
1.       Saubere, neue Schuhe
2.       Mindestens ein Camino Accessoire (z.B. Cappy mit gelben Pfeil oder Santiago Shirt)
3.       Käseweiß
4.       Sehr motiviert (fast rennend auf dem Weg plus lautes Buen Caminoooo nach jedem Überholen- kotz)
5.       Machen komische Fotos (z.B. von Trinkwasserbrunnen)
6.     Kleine, handliche Rucksäcke (oder Plastikbeutel)
 
Das waren nur einige Ausführungen. Stereotypisch? Na und. Viele von ihnen nerven einfach. Ich bin mir durchaus bewusst, dass das etwas hart klingt, aber der Camino ist ein Highway geworden. Heute habe ich einen Pilger mit einem Plastikbeutel (!) gesehen. Erst dachte ich er wäre ein Einheimischer, aber ich sah ihn nach 10 Kilometern nochmal. Ich konnte in seinem Beutel eine Zahnbürste sehen. Ich war fassungslos. Klar, jeder geht seinen eigenen Weg, aber einiges ist echt zu viel. Die Herbergen sind voll. Außer die öffentlichen, wo man nicht reservieren kann. „Die“ nehmen uns nicht nur unsere Stille und Entspannung weg, nein auch die Betten. Jetzt ist alles so touristisch. Reisebusse stoppen und die Menschen darin fotografieren die putzigen Pilger. Zum Glück gibt es noch immer viele Ecken wohin die Touristen sich nicht verirren.
 
Zu allem Überfluss wurde Henrik heute in der Herberge das Portemonnaie gestohlen. Es war zwar „nur“ Geld drin, aber der Schock über diese Dreistigkeit war groß. Ok genug vom Meckern nun.
Bis auf oben genannte Punkte war die Wanderung heute wieder schön. Der Tag begann mit einem dichten Nebel. Ich musste an neulich denken, als ich von der Bergspitze diese Nebelglocke im Tal gesehen habe. Unter genau so einer befand ich  mich  nun. Es war eine mystische und surreale Atmosphäre. Hinter dem Nebelschleier konnte man die Sonne erahnen. Die Distanzen und die Zeit haben fast ihre Bedeutung verloren. Man läuft einfach nur noch. So hat man am Anfang jeden Kilometer gezählt, so wartet man jetzt einfach ab bis man da ist
 
 
 
Noch zwei Märsche von knapp 23-25 Kilometern und dann ist es vorbei. Bei allem „alten“ Pilgern merkt man die veränderte Stimmung. Melancholie, Freude, Traurigkeit… alles dicht beieinander. Schon jetzt sprechen viele vom Wiederkommen. Mal sehen…
Distanz: Gonzar- Melinde 32 Kilometer
Bis denn

1 Kommentar:

  1. Pilgern mit Aldi Tüte ist doch super. 😁
    Er hat zuhause bestimmt erzählt,
    das er nur kurz einkaufen ist.

    Bestimmt sucht er nur den Corsa Fahrer
    bzw. Pflanzenfreund

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