Sonntag, 5. Juni 2016

Melancholie


Wie gestern schon angekündigt, stand ich heute früher auf. Am liebsten wäre ich noch liegen geblieben, aber ich wollte der Nachmittagssonne entgehen. Anna, die Rumänin, ist ebenfalls früh aus den Federn gewesen. Als wir nach draußen gingen- Enttäuschung. Regen. Och nö. Nun gut, erstmal Käffchen und ein Orangensaft. Zum Glück hörte es dann auch auf zu regnen. Es war trotzdem noch recht schwül und nieselig (ist das überhaupt ein Wort 😃). Es war unglaublich schwer in die Gänge heute zu kommen. Die ersten Kilometer habe ich mich richtig gequält. Als wenn ich Bleiklumpen an den Füßen habe. Obwohl es eine gerade Strecke war und die Sonne nicht schien, rannte der Schweiß über mein Gesicht. Mir wurde schwindelig. Puh, erstmal Pause. Kurz darauf trudelten auch die anderen 4 ein. Wie 5 waren mittlerweile ein eingeschworenes Team.



 
 
Auch für heute machten wir wieder eine Reservierung. Wir sind alle keine großen Fans davon, aber es ist hier so voll auf der Strecke. Und die Beschreibung hörte sich nicht schlecht an. Zwar kein Pool, aber ein altes Bauernhaus, welches erst renoviert wurde.

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich aktuell länger für die Distanzen brauche als noch vor drei Wochen. Woran lag das? Ich mache mehr Pausen. Nicht weil ich erschöpfter bin, nein, weil die Kilometerangaben nun zweistellig sind. Seitdem wir in Galizien sind, kommt alle paar hundert Meter eine Kilometerangabe nach Santiago. Oh nein, schon in den 90igern... Eine tiefe Traurigkeit übernahm mich auf einmal. Mitten im Wald- völlig aus dem Nichts. Die letzten Minuten, Stunden, Tage, Wochen rasten an mir vorbei. Ich dachte an den Schmerz der ersten Tage. Wie oft habe ich mir gewünscht, dass es schneller vorangeht. Nach einer Woche war auf der Landkarte nur ein so kleines Stück zurückgelegt. Und nun war die Karte umgedreht, nur noch ein so kleines Stück bis zum Ende. Bevor ich weiter wehmütig vor mir daher siechen konnte, macht ich mein Hörbuch an und lies meine Füße wandern. Immer wieder waren kleine Stände mit Speisen und Getränken von den Lokalen aufgestellt. In einer kleinen Dose konnte man eine Spende hinterlassen. Ich habe mir ein paar Kekse genommen 😁

 


Die Beschreibung der Herberge hörte sich besser an, als sie es war. Ich mein es war ok. Man misst mittlerweile mit anderen Maßstäben. Ich sage immer, ach komm , es war schon mal schlimmer. Essenziell sind warmes Wasser, Sauberkeit und eine Bar. Alles war gegeben, also wird nicht gemeckert.

Unsere kleine Reisegruppe saß abends noch zusammen. Zum Glück hatte ich meine Karten mitgenommen. Kartenspiele kommen doch immer, auch länderübergreifend an. Bei einer Flasche Weißwein schmiedeten wir einen Plan für die nächsten Tage. Am 8. Werden wir alle in Santiago ankommen. Dass wir von nun an die gleichen Distanzen gehen werden, war unausgesprochen aber für alle klar.

Distanz: Barbadello - Gonzo 23 Kilometer

Bis denn ✌

 

 

 

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